E: Was für Leute kommen so in dein Laden?

Tom: Zu mir kommen eigentlich alle mögliche Leute. Früher waren es eher Rocker, Skinheads, Punks und ein paar wenige Mutige. Heute sind alle möglichen Arten von Geschäftsleuten, auch und gerade in höheren Positionen männlich, wie weiblich ebenfalls vertreten. Für mich ist es eine nette Abwechslung, daß die Hälfte meines Klientel inzwischen von Frauen gebildet wird. Viele Hausfrauen, junge Mütter etc..

E: Also hat sich der Kreis von Leuten anscheinend schon geändert, der sich tätowieren lässt? Es gibt regelrechte Anhänger deiner Hautkunst? Und es ist wohl auch populärer geworden.

Tom: Auf jeden Fall. Ich finde es auch toll, weil das Publikum auf mich, wie in den ersten Tagen durch Mundpropaganda aufmerksam wird. Ich mache auch heute noch so gut wie keine Werbung. Wenn Du natürlich Mist baust, spricht sich das genauso schnell herum. Ich finde es so viel ehrlicher.

E: Was hältst Du von Cover-Ups und wie ist deine Einstellung dazu?

Tom: Darin bin ich eigentlich Spezialist. Ich habe in den ganzen Jahren unzählige Tätowierungen repariert und überarbeitet. Es freut mich jedesmal, hinterher ein erfreutes, glückliches Gesicht zu sehen. Wer läuft schon gern sein Leben lang mit irgendeinem Selbst oder von fremder Hand verhunzten Schrott herum. Die Kunst ist, das alte Motiv in das neue einzuarbeiten, ohne daß das ganze nachher zu dunkel wirkt.

E: Was für Cover-Ups machst du denn?

Tom: Selbst entworfene Sachen. Das Problem ist eben, daß jeder meint, er müsse jetzt unbedingt tätowieren, die Leute kaufen sich irgendwo Maschinen und solche Anfänger verpfuschen dann die Leute, die sich tätowieren lassen wollen, jedoch noch recht ahnungslos sind.

E: Wie läuft das denn in Deutschland ab, arbeiten deutsche Tätowierer auch mit dem Gesundheitsamt zusammen?

Tom: Sobald Du dein Gewerbe und deinen Laden anmeldest, kommt das Gesundheitsamt ganz automatisch bei Dir vorbei. Aber das Problem liegt bei den Anfängern, weil wirklich jeder, der ein bisschen zeichnen kann, der Meinung ist, er könne ein Studio eröffnen. Das Ergebnis sehe ich dann an den Leuten, die in meinen Laden kommen, um sich Überdeckungen machen zu lassen. Da war z.B. einmal eine Frau bei mir, die sich woanders ein Notenband hatte machen lassen. Der Typ hat es ihr mit Pauspapier verkehrt herum auf die Haut geklatscht (übertragen), sie sah es erst, als es fertig war und musste es auch noch bezahlen. Danach ist sie dann zu mir gekommen und hat sich das Ganze überarbeiten lassen. Das zu diesem Thema.